Ein wunderberer Artikel von Esthy Rüdiger (Text) - Annick Ramp (Bilder) - Titelbild Markus Regensburger
Quelle: NZZ - Verlinkung zum original Artikel
Das Belvédère auf der Furka ist das berühmteste Passhotel der Welt. Trotzdem droht es für immer geschlossen zu bleiben. Was ist schiefgelaufen?
Das «Belvédère» ist eine Ikone und dennoch seit Jahren geschlossen. Das Hotel steht für die goldene Zeit der Schweizer Hotellerie – und für den schwierigen Umgang mit ihrem Erbe.
Es ist das vielleicht berühmteste Passhotel der Welt: Der Bau aus der Belle Époque steht so präzise in der Kehre an der Furka, als ob die Strasse einst um ihn gelegt worden wäre. Das Bild ziert zahllose Postkarten und noch mehr Instagram-Accounts. Und auch an diesem Morgen im Juni drängen sich die Menschen auf der Terrasse, um das Sujet aus der immergleichen Perspektive zu fotografieren: Frontalansicht von Steinfassade, Mansardendach und rotem Panoramarestaurant. Nicht der Rhonegletscher ist die Ikone auf dem Furkapass. Sondern das «Belvédère».
Das Innere des Hotels wirkt, als ob man ein gesunkenes Schiff beträte. Nichts von dem Lärm und nur wenig vom Tageslicht drängt hinein. Im von aussen so markanten Panoramarestaurant stapeln sich Wiener Stühle und Tische. Manche Fenster sind zerschlagen, die Toiletten mit Band abgesperrt. Im Rosensaal, in dem einst Feste gefeiert wurden, sind die Tische zur Seite geschoben. In der Ecke steht eine hölzerne Standuhr. Seit sieben Jahren ist Viertel vor drei.
«Es ist schade, was auf dem Furkapass passiert ist», sagt der Architekturhistoriker Roland Flückiger-Seiler. «Hier hätte man gute Voraussetzungen gehabt, die Hotels erfolgreich weiterzuführen.» Das «Belvédère» erzählt die Geschichte einer Familie, die mit dem Loslassen hadert, und einer Region, die trotz ihrer geografisch wichtigen Lage in der Bedeutungslosigkeit versunken ist. Doch das «Belvédère» steht auch für eine grössere Frage. Jene, wie wir mit dem Erbe aus den goldenen Jahren des Tourismus in der Schweiz umgehen sollen – und ob wir es erhalten können.
Philipp Carlen löscht das Licht im Rosensaal. Der Lichtschalter ist rosenverziert, es ist das gleiche Muster, das die Wände schmückt. Carlen, 61 Jahre alt, hat die Tapete selber ausgesucht und aufgezogen. Er geht in den nächsten Raum, in dem Sessel um einen Kamin arrangiert sind, und sagt: «Hier sassen wir bis in die frühen Morgenstunden, als Christoph Blocher und seine Frau zu Besuch waren.» Die Familie Carlen ist Besitzerin des verlassenen Hotels. Und Philipp Carlen war der Direktor, der es schliesslich zugesperrt hat.
An Gratiswerbung mangelte es nie. In den 1960ern raste Sean Connery als James Bond um die Spitzkehren. Die berühmte Frontalaufnahme des «Belvédère» prangt auf dem Cover des Bestsellers «Accidentally Wes Anderson»; der Hollywood-Regisseur selbst drehte mit «Grand Budapest Hotel» einen Abgesang auf die schillernde Zeit der Hotels aus der Belle Époque. Zuletzt filmten sich Red-Bull-Rennfahrer, wie sie um das Hotel driften, und gingen damit viral. Eigentlich müsste das «Belvédère» eine Goldgrube sein. Doch die Fensterläden sind zu, die Türen verbarrikadiert.
Das «Belvédère» ist eine Attraktion.
Die Toilette zu benutzen, kostet im Souvenirshop einen Franken. Bezahlt wird in bar.
Der Blick aus dem Hotel in Richtung Gletsch.
Eigentümer Philipp Carlen im Rosensaal.
Rosmarie Carlen hat aufgehört, sich zu erklären. Sie hat das «Belvédère» zehn Jahre lang mit ihrem Mann geführt. «Die Leute stellen es sich völlig falsch vor, hier oben ein Hotel zu betreiben», sagt sie. Es sei wie beim Zirkus: abbauen, aufbauen, abbauen, aufbauen. Jeden Herbst räumten die Carlens alles, was nicht winterfest ist, ins Haus, vernagelten die Fenster und Türen, liessen das Wasser aus den Leitungen fliessen und stellten den Strom ab. Im Frühling, wenn der Pass noch geschlossen war, flogen sie mit dem Helikopter hoch, um die Schäden des Winters zu beheben und das Hotel wieder für die Saison aufzuwecken. «Es war eine schöne Zeit», sagt die gebürtige Walliserin. «Aber nur die ersten fünf Jahre.»
Die Carlens sind keine klassische Hoteliersfamilie. Philipp Carlen ist Anwalt, unter der Woche führt er eine Kanzlei in Brig, so wie es auch schon sein Vater, ein bekannter Rechtsprofessor, getan hatte. Und doch ist ihr Schicksal eng mit jenem des Furkapasses verwoben.
Die Queen bringt den Tourismus an der Furka ins Rollen
Angefangen hat alles 1830. In Gletsch, wo sich später die Wege zum Grimsel- und zum Furkapass verzweigen werden, entsteht ein erstes Gasthaus, das vom aufstrebenden Walliser Hotelier Alexander Seiler zum Grand Hotel Glacier du Rhône ausgebaut wird. Der Name ist keine blosse Andeutung: Der Rhonegletscher reicht zu jenem Zeitpunkt noch bis ins Tal. Es ist das erste von vier bedeutenden Hotels, die in den Folgejahren entlang der Passroute gebaut werden sollten.
Seiler versteht es, den Tourismus anzukurbeln: Einerseits ist Gletsch ein Knotenpunkt für all die Reisenden, die auf dem Weg vom Wallis nach Uri die Furka überqueren müssen – und Seiler betreibt die wichtige Pferdewechselstation. Andererseits weiss der Hotelier den Alpinismus, das neue Hobby der wohlhabenden Engländer, für sich zu nutzen: Er preist Gletsch als Ausgangspunkt für Bergsteiger an, was nicht nur die Alpinisten selbst anlockt. Die wohlhabenden Hotelgäste verfolgen die vielen Erstbesteigungen, die in diesen Jahren geschafft werden, bequem mit dem Fernglas vom Balkon aus.
Es dauert nicht lange, bis sich ein Konkurrenzbetrieb ansiedelt. Ab den 1850ern steht ein kleines Gasthaus zuoberst auf der Passhöhe. Noch führt bloss ein Trampelpfad über den Furkapass. Als aber zehn Jahre später eine Strasse gebaut wird, ruckeln die Postkutschen hoch und machen auf dem Pass halt. Nun kommen auch illustre Gäste. Allen voran Queen Victoria, die 1868 erstaunlicherweise nicht im Grand-Hotel in Gletsch absteigt, sondern im bescheidenen Hotel Furka auf der Passhöhe. Vier Tage lang belegt sie mit ihrer Entourage das gesamte Gasthaus. In ihrem Tagebuch wird sie es als «desolate little house» beschreiben, wo sie zwar tagsüber die Bergwelt genossen, nachts aber schrecklich gefroren habe. Ihre Tochter, Prinzessin Louise, hält diese Bergwelt in einem Aquarell fest: das Instagram-Bild jener Epoche.
Auch wenn die Queen nicht von ihrem Aufenthalt im Hotel Furka schwärmt: Der Ort Gletsch steht nun plötzlich in allen Reiseführern.
Es sind nicht nur die Hoteliers, die von einem solchen Boom profitieren. Auch die anderen Dorfbewohner kommen auf Ideen, womit man den Touristen das Geld aus der Tasche ziehen könnte: mit Bergtouren und Kutschenfahrten, Backwaren oder Gemälden.
Auch die Familie Carlen überlegt sich eine Einnahmequelle. Schliesslich ist die Furka geprägt von einem Naturwunder, das die Region einzigartig macht: dem Gletscher. Jahre zuvor gab es in Gletsch einmal eine Grotte. Sie verschwand aber mit dem Gletscher. Die Carlens, vormals Orgelbauer aus dem Goms, schaffen also eine neue Attraktion. Um 1870 beginnt der Urgrossvater von Philipp Carlen damit, jeden Frühling einen hundert Meter langen Eistunnel in den Rhonegletscher zu hauen. Und jedes Jahr stehen die Touristen Schlange, um den Eintrittspreis zu zahlen und ins Innere des Gletschers zu gehen. Die Carlens haben scheinbar eine Goldgrube aus Eis gefunden.
Zahlreiche Besucher kommen auf den Furkapass,
um das Hotel Belvédère zu fotografieren.
Gegenüber vom Hotel liegt die Gletschergrotte. Sie ist gut besucht, der dazugehörige Souvenirshop ebenfalls.
An diesem Morgen im Juli hat die Sonne den Gletscher noch nicht erreicht. Philipp Carlen, in Daunenjacke und On-Schuhen, geht durch das Drehkreuz im Souvenirshop. Auf dem Karton darüber steht mit Filzstift geschrieben: «Kasse Grotte»; der Eintritt kostet heutzutage 9 Franken pro Person. Abgesehen von dem Schild weist nichts mehr darauf hin, dass der Eingang zur Gletschergrotte einst direkt an der Passstrasse lag. Carlen stapft auf dem Gletscherlehrpfad an all jenen Orten vorbei, die früher vom Eis bedeckt waren. Inzwischen muss er fast 700 Meter gehen, bis er den blau schimmernden Eingang erreicht.
In der hellblauen Höhle erzählt Carlen, wie er jeden Frühling mit fünf oder sechs Männern über mehrere Wochen den Tunnel in das Eis fräst und Stromkabel vom Bistro zum Eingang verlegt, um die Grotte zu beleuchten. Die Kabel werden immer länger. «Natürlich fragt man sich, wie lange sich der Aufwand noch lohnt», sagt er. Jeden Frühling kauft er für Zehntausende von Franken Vlies, das er über den Gletscher spannt, um das Schmelzen zu verlangsamen. Nicht allen Alpinisten gefällt die Installation. Manche nennen sie «Leichentuch».
Dass Carlen eine Gletschergrotte bauen und daraus Gewinn erwirtschaften darf, geht auf alte Rechte zurück. Im 19. Jahrhundert gehörte das riesige Gebiet zwischen Furka und Grimsel bis nach Gletsch der Familie Seiler – also auch die Gebäude, der Gletscher und die Rhonequelle. Die Familie Carlen aber besass zahlreiche Alprechte auf dem Gebiet, dürfte also ihre Kühe im Sommer dort auf die Alp treiben. Das Recht wurde später in ein Nutzungsrecht umgewandelt, das es ihnen erlaubte, die Gletschergrotte zu betreiben. Solche Gesetze waren möglich, bevor das Zivilgesetzbuch 1907 in Kraft trat. Dieses untersagt nämlich, private Eigentumsrechte an Gletschern zu erwerben. Da die Rechte beim Rhonegletscher aber bereits bestanden, blieben sie gültig.
Als die Gemeinde später der Familie Seiler diese Rechte streitig machen wollte, zog diese – unterstützt von den Carlens – bis vor Bundesgericht. Und erhielt die Bestätigung, dass das Privateigentum und das Nutzungsrecht am Gletscher auch heute noch rechtens sind.
Die letzte grosse Welle des Hotelbaus erfasst die Furkaregion
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beginnt, was man später als «die goldene Zeit der Hotellerie» bezeichnen wird: die Belle Époque, eine Ära des schier grenzenlosen Hotelbaus. In der Furkaregion hat sich der Gletscher bereits vom Dorf zurückgezogen, der Verkehr über den Pass aber nimmt zu. Die halbe Welt kehrt in Gletsch ein, und am Pass kommt es nun zu einem Hotel-Wettrüsten.
Alexander Seiler, Besitzer des Grand Hotel Glacier du Rhône lässt 1892 für seinen Sohn ein weiteres Hotel in die zweite Passkehre an der Furka erbauen: das Hotel Belvédère. Es soll den Gästen einen unvergleichlichen Panoramablick auf den Rhonegletscher ermöglichen. Nur ein Jahr später zieht sein Konkurrent auf der Passhöhe nach: Der Urner Franz Karl Müller baut neben seinem Hotel Furka ein zweites Gasthaus, den «Furkablick». Wegen der grossen Nachfrage erweitert er den Belle-Époque-Bau mit Satteldach bald um einen grossen Kubus, um noch mehr Zimmer auf der Passhöhe anzubieten. Das sei schweizweit einzigartig, sagt der Architekturhistoriker Roland Flückiger-Seiler. «Bis heute gibt es keinen weiteren Pass, auf dem so viele Hotels dieser Grösse stehen.»
Der Hotelkönig Alexander Seiler setzt sich auch politisch dafür ein, dass es seinen Hotels nicht an Gästen mangelt. Er weiss, dass der Tourismus immer dem Verkehrsnetz folgt. Als Nationalrat initiiert er eine Passstrasse nach Bern über den angrenzenden Grimselpass. Und er sorgt dafür, dass Gletsch durch die Brig-Furka-Disentis-Bahn, eine Vorgängerin der heutigen Matterhorn-Gotthard-Bahn, erschlossen wird. So hält der «langsamste Schnellzug der Schweiz» über Jahre täglich in Gletsch. Der Ort ist nun das Tor des Wallis in die übrige Schweiz und umgekehrt. Noch aber ist es der wohlhabenden Gesellschaft vorbehalten, zu reisen und Ferien zu machen. Das spiegelt sich auch beim Bau der vorwiegend luxuriösen Hotels.
Die Hotels entlang der Furka mögen zweckmässiger und weniger pompös daherkommen als andere Bauten aus der Belle Époque. Das Üppige und Verspielte findet sich in der Innenausstattung. Wie die meisten Grand-Hotels sind auch die Häuser auf der Furka ein Ort des Fortschritts: Das «Glacier du Rhône» und das «Belvédère» sind die ersten Gebäude in der Region, in denen Wasser aus den Hähnen fliesst und elektrische Leitungen für Licht sorgen.
Der Schweizer Tourismus ist nun auf seinem Höhepunkt. Zwischen 1888 und 1914 verdoppelt sich die Zahl der Hotels von 1700 auf über 3500. Es sollte die letzte grosse Welle des Hotelbaus sein.
Die Grand-Hotels fallen in Ungnade
Dann kommt der Erste Weltkrieg. Plötzlich reist niemand mehr. Gletsch, der zuvor so belebte Ort, ist wie ausgestorben. Die Hoteliers, Bergführer und Bauern kämpfen ums Überleben, die Hotels bleiben leer. Und kaum keimt wieder etwas Tourismus auf, fängt schon der Zweite Weltkrieg an. Eine Abwärtsspirale setzt sich in Gang. Die Hotels haben kaum Gäste, das Geld ist knapp, die Bauten verlottern, und weil sie verlottern, bleiben die Gäste erst recht fern. Es folgt das erste grosse Hotelsterben.
Der Lichtschalter im Rosensaal
Rosmarie Carlen hat das Hotel zehn Jahre lang mit ihrem Mann geführt.
Philipp Carlen hatte sich vorgenommen, jedes Jahr ein Zimmer zu renovieren.
Schliesslich greift der Bund ein. Man will die Abwärtsspirale durchbrechen und gleichzeitig den vielen Arbeitslosen eine Beschäftigung geben. Also tut die Regierung etwas, das sie zuvor noch nie getan hat: Sie überlegt sich, wie der zukünftige Tourismus in der Schweiz aussehen soll. Der Pionier der Landesplanung, der Architekt Armin Meili, wird 1945 damit beauftragt, Sanierungspläne für die wichtigen Kurorte und deren Hotels zu erstellen. Es ist also der Bund, der entscheidet, welche Hoteliers mit Beiträgen aus einem Fonds bei der Sanierung unterstützt und damit gerettet werden – und welche Hotels ihrem Schicksal überlassen werden.
In einer ersten Etappe nimmt sich Meili Kurorte wie St. Moritz, Interlaken, Montreux und Zermatt vor. Er empfiehlt Neubauten, Erneuerungen der Badeanstalten und eine «Güterzusammenlegung» der grossen Hotels im Ort. Vor dem Erbe der Belle Époque hat er wenig Respekt, er plant nicht nur An- und Umbauten, sondern schlägt auch vor, ganze Hotels abzureissen. Das hat einen Grund: Mit dem Projekt unter Armin Meili will der Bund die «Bausünden» aus der Gründerzeit beseitigen, um «Platz für Neues» zu schaffen. Meili erklärt bei einer Vorstellung seines Projekts, dass es leider Orte gebe, die «bis zum Überlaufen mit Hotels und Pensionen angefüllt sind, so dass der Anblick von ganzen Dörfern und Gegenden bis zur Hässlichkeit entstellt ist».
Die Hotels der Belle Époque haben ihren Glanz zu diesem Zeitpunkt längst verloren. «Die Bauten galten in der Nachkriegszeit vielerorts als kitschige Klötze, welche die Aussicht versperrten», sagt Roland Flückiger-Seiler. Am Erhalt ist kaum jemand interessiert. So verschwinden damals zahlreiche Grand-Hotels. Nicht alle werden abgerissen. Es gibt auch solche, die «zur richtigen Zeit» abbrennen – und ihren Besitzern eine stattliche Versicherungssumme einbringen. Dazu zählt etwa das Grand Hotel St. Moritz. Augenzeugen berichteten, dass bei dem Brand keine Feuerwehr sofort eingreifen wollte. Auch beim unrentablen Grand Hôtel des Bains in Aigle oder beim Grand-Hotel in Adelboden waren die Brandursachen unklar. «Warm abgebrochene Hotels» nennt es die Bevölkerung.
Über die Hotels auf der Furka ist in den Sanierungsplänen von Meili nichts zu entnehmen. Wahrscheinlich haben sie nie vom Fonds des Bundes profitiert. Saniert wird jedenfalls keines. Diesmal schafft es die Familie Seiler nicht mehr, den Tourismus anzukurbeln, obwohl die Strassen inzwischen besser und die Autos moderner sind. Für die «Üsserschwiz», wie die Deutschschweiz im Wallis heisst, ist die Furka plötzlich schneller erreichbar – aber eben auch schneller passiert.
Dabei erfährt der Tourismus in der Nachkriegszeit ein Comeback: Die Menschen reisen wieder, und zwar zahlreicher als je zuvor. Dank den Gewerkschaften haben nun auch Arbeiter und Angestellte ein paar Ferientage. Doch die Aufenthalte werden kürzer: Wo die Upper Class früher wochenlang kurte, bleibt der einfache Tourist höchstens eine Woche. Ausserdem übernachtet er an Orten, die extra für ihn geschaffen worden sind: Campingplätze und Jugendherbergen. In der Furkaregion aber entsteht kein neues Angebot für diese neue Art Touristen. Man setzt weiterhin auf Prestige und verlangt hohe Zimmerpreise. Doch die wohlhabenden Gäste werden immer weniger.
Das einzige Angebot, das die weniger reichen Touristen erreicht, sind die Gletschergrotte der Familie Carlen und das Bistro, das inzwischen dazugehört. In den 1960er Jahren besucht auch Philipp Carlen immer wieder die Gletschergrotte seiner Familie. Doch der Gedanke, sie irgendwann selber zu führen, ist noch weit entfernt.
Eigentlich hätte James Bond eine Kehrtwende herbeiführen können. Als «Goldfinger» 1964 in die Kinos kommt, flimmert die Furkaregion prominent auf den Leinwänden der Welt. Doch was die Hoteliers bei der Furka früher ausgezeichnet hat, fehlt inzwischen: die Fähigkeit, Attraktionen zu erfinden. Obwohl die Hotels im Film zu sehen sind – darunter auch das in die Jahre gekommene «Belvédère» –, versucht man gar nicht erst, damit zu werben. Ganz anders auf dem Schilthorn, wo in den 1970ern ein weiterer 007-Streifen gedreht wird, mit George Lazenby, dem unpopulärsten aller James Bonds. Dort übernimmt das Restaurant den Namen aus dem Film («Piz Gloria») und bietet bis heute, 50 Jahre später, 007-Burger und -Brunches an und richtet sogar eine James-Bond-Ausstellung ein.
Gletsch soll in einem Stausee versinken
Ende der 1970er Jahre setzt mit dem Massentourismus das zweite grosse Hotelsterben ein. Pauschalreisen ermöglichen plötzlich auch den unteren Schichten, ihre Ferien in fernen Destinationen zu verbringen. Und wer trotzdem in der Schweiz bleibt, übernachtet auf Campingplätzen, in Ferienwohnungen oder leistet sich ein modernes, gut ausgestattetes Hotel – aber kein altmodisches und sanierungsbedürftiges Grand-Hotel.
«Die Leute verstanden die Architektur von damals nicht mehr», sagt Roland Flückiger-Seiler. Das Neue Bauen war im Trend: eine sachliche Architektur, klare Linien, minimalistische Bauweise. «Da schätzte man den Firlefanz und den nachgebauten Barock aus dem 19. Jahrhundert einfach nicht mehr.»
Das Ende des Hotels Furka zeigt exemplarisch, welch geringer Wert den Belle-Époque-Hotels damals zugeschrieben wird. Es wird 1982 wortwörtlich zum Abschuss freigegeben: Man stellt das Haus, in dem hundert Jahre zuvor die Queen übernachtete, dem Militär zur Verfügung – für eine Abbruchübung. Das Hotel Furka wird gesprengt. Heute ist dort ein Parkplatz.
War der Verkehr einst der Geburtshelfer für die Hotels auf der Furka, wird er jetzt zu ihrem Todesengel. 1982 wird der Furka-Basistunnel eröffnet. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn hält von nun an nicht mehr in Gletsch, und auch die Autos müssen nicht mehr über den Pass. Das Ende der Region, wie man sie gekannt hat, scheint besiegelt.
Ein Blick auf den Furkapass lässt nur noch erahnen, wo vor hundert Jahren noch Eis lag. Das «Belvédère» (rechts) ist um seine Aussicht auf den Gletscher gekommen.
Die Badezimmer im «Belvédère» wurden mit Marmorimitat ausgestattet.
Beim Bistro vis-à-vis dem Hotel gibt es Ciabatta und Croque-Monsieur.
Auch die Hotels der Seilers stehen vor der Schliessung. Die Gäste fehlen, und damit auch das Geld. Die Familie nimmt einen Kredit beim Kanton Wallis auf, gut 5 Millionen Franken. Doch die Seilers können weder das Darlehen zurückzahlen noch die Zinsen begleichen. So übernimmt der Kanton 1985 die gesamte Parzelle zwischen Furka und Grimsel – mitsamt Grand-Hotel, «Belvédère», Gletscher und Rhonequelle.
Allerdings denken die Behörden nicht daran, die Hotels weiterzuführen. Das Geschäft mit den Belle-Époque-Hotels läuft so schlecht, dass es klüger scheint, das ganze Tal unter Wasser zu stellen. Der Gletscher hat nach seinem Rückzug die ideale Ebene hinterlassen, um darauf einen Stausee und ein gigantisches Wasserkraftwerk zu schaffen. Laut dem Projekt des Kantons sollten die Hotels abgerissen und das Tal geflutet werden. Nach grossem Widerstand aus der Bevölkerung wird es schliesslich eingestellt.
Philipp Carlen wird über Nacht zum Hotelier
Die Gletschergrotte wäre nicht geflutet worden. Doch der Stausee hätte vermutlich auch ihr Ende bedeutet. Gletsch ist Mitte der 1980er ein Hotelfriedhof, doch die Grotte wird weiterhin gut besucht. Philipp Carlen arbeitet das erste Mal als Student eine Saison auf der Furka, als er sich entschliesst, die Grotte für die Familie weiterzuführen.
Der Kanton Wallis, der unfreiwillig Hotelbesitzer geworden ist, versucht, die leerstehenden Häuser zu verkaufen. Und nun, vier Generationen später, inmitten des zweiten grossen Hotelsterbens, werden die Carlens zu Hoteliers. Sie mieten zunächst beide Hotels. Philipp und sein Vater Louis Carlen möchten verhindern, dass vis-à-vis ein Konkurrenzbetrieb zum Bistro entsteht; also kaufen sie das «Belvédère» 1988 dem Kanton ab. «Wir fanden aber auch beide, dass man dieses Hotel nicht fallenlassen dürfe», sagt Philipp Carlen. Der Entscheid sei pragmatisch gewesen und gut durchdacht. «Wir haben jedes Szenario durchgespielt: das Hotel zu verpachten, es selbst zu betreiben, es leer stehen zu lassen – oder es sogar sprengen zu lassen. Alles war denkbar.» Die Carlens leben beide von der Juristerei, auf die Einkünfte aus dem Hotel sind sie nicht angewiesen. Aber sie entscheiden sich, es in Etappen zu sanieren und zu verpachten.
Zwei Jahre verbringt Philipp Carlen damit, das Hotel an den Wochenenden wieder auf Vordermann zu bringen. Er nimmt sich vor, danach jedes Jahr ein Zimmer zu renovieren. Er platziert das 150 Jahre alte Klavier wieder im Salon, stattet die Zimmer mit Duschkabinen und Marmorimitat aus. Er versucht, dem Hotel etwas von dem Glanz der goldenen Jahre wieder zurückzugeben – und sei es bloss ein Schimmer. 1990 folgt die Wiedereröffnung. Die Geschichte hätte mit diesem Neuanfang ein gutes Ende nehmen können.
Doch der Pächter stellt sich als unzuverlässig heraus. Also beschliesst Philipp Carlen, das Hotel selbst zu führen. Er jongliert seine Arbeiten in der Kanzlei, im Hotel und bei der Gletschergrotte aneinander vorbei. Anders als seine Vorgänger setzt er nun nicht mehr auf Prestige. Die Preise für Einzelzimmer mit Etagenbad beginnen bei etwa 50 Franken, ein Doppelzimmer mit Bad kostet um die 180 Franken pro Nacht. Und tatsächlich: Die Gäste kommen – Bergtourengänger, Velofahrer und Passanten.
Philipp Carlen ist ein Gastgeber im Nebenberuf, aber einer mit Leidenschaft. Er veranstaltet Kunstausstellungen und Konzerte. «Ich bereite den Leuten einfach gerne eine Freude», sagt er. Im Hotel kann er eine Seite ausleben, die in der Kanzlei wenig Platz hat. Seine Frau Rosmarie sagt, ihr Mann arbeite mit viel Herzblut. «Aber das Geld ist ihm egal. Er hat auch keine Zeit, Rechnungen zu schreiben.» Die beiden lernen sich durch einen Rechtsfall in der Kanzlei kennen. Nach der Hochzeit gibt die Bankerin ihre Kaderposition auf, um ihrem Mann mit dem Hotel zu helfen.
Eigentlich würde der Zeitgeist ihnen in die Hände spielen. Denn Ende des 20. Jahrhunderts findet ein Umdenken statt. Hotels wie das «Belvédère» gelten nun nicht mehr als altmodisch, sondern als eine Art Zeitkapseln, in denen sich die Schönheit der Belle Époque erhalten hat. Der Architekturhistoriker Roland Flückiger-Seiler, der immer schon fasziniert war von den historischen Hotels, ist dabei eine treibende Kraft. Allerdings findet er erst 1995 Verbündete, als die beiden grossen Speisesäle des Luzerner Hotels Schweizerhof einer Migros-Filiale weichen sollten. Damals bringt Flückiger-Seiler Denkmalpfleger und Vertreter von Hotellerie Suisse und Gastrosuisse an einen Tisch. Das Projekt wird nie umgesetzt. Dafür wird an der Tagung der Entschluss gefasst, dem Sterben der Hotels aus dem 19. Jahrhundert ein Ende zu setzen. Es war die Geburtsstunde der Auszeichnung «Historisches Hotel des Jahres» und der Marketingorganisation Swiss Historic Hotels.
Den Carlens allerdings hilft das wenig. Nach fünf Sommern holt Rosmarie Carlen der Alltag im Passhotel ein. Immer wieder kommen Mitarbeiter der Hygienekontrolle vorbei und setzen neue Kriterien, und auch die Auflagen für den Brandschutz werden Jahr für Jahr höher. Ausserdem kommen Probleme mit dem Personal dazu. In einem Hotel, in dem die Saison höchstens fünf Monate dauert, sei es schwierig, gutes Personal zu finden, sagt Rosmarie Carlen, denn gute Leute würden meist nach Jobs mit einem Ganzjahresvertrag suchen. «Und wenn nicht, will man nach Zermatt oder Crans-Montana, aber nicht an so einen abgelegenen Ort wie hier.»
Es kommt mehrfach vor, dass sie in letzter Minute die Küche übernehmen muss. Einmal, als der Koch sagt, er gehe zum Coiffeur – und dann nie mehr zurückkehrt. Ein anderes Mal, als ein anderer Koch mitten in der Nacht verschwindet. Am nächsten Tag ist eine Gruppe von hundert Personen angemeldet. Bald stehen auf der Karte nur noch Gerichte, die Rosmarie Carlen notfalls selbst kochen kann.
Hinzu kommen die Renovationen, die langen Arbeitstage, all das Unvorhergesehene. Kann ein solcher Betrieb überhaupt rentieren? «Wir haben zumindest nicht draufgelegt», antwortet die ehemalige Bankerin. Aber sie hätten nie davon leben können.
Zehn Jahre führt das Ehepaar das Hotel, verbringt jedes Wochenende auf der Furka – bis Rosmarie Carlen nicht mehr kann. Ihre Gesundheit spielt nicht mehr mit. Sie will aufhören. Ihr Mann hätte vermutlich weitergemacht. «Er kann schlechter loslassen als ich», sagt sie. Das Paar entschliesst sich, das Hotel zu verpachten. Zwei Versuche wagen sie. In beiden Fällen sind die Pächter kaum vor Ort. Die Carlens erneuern den Vertrag nicht mehr. 2015 schliessen sie das Hotel – und öffnen es nicht mehr.
Philipp Carlen weiss, dass das Ende kommen muss
Die Gletschergrotte aber hat Philipp Carlen noch nicht aufgegeben. Doch auch sie ist inzwischen zum Diskussionsthema geworden. «Ich sagte immer: Mit 60 Jahren höre ich auf. Jetzt bin ich 62», sagt Rosmarie Carlen. Sie hofft, nächstes Jahr in Pension zu gehen. Philipp Carlen erklärt, seine Frau habe eben eine Lehre gemacht, während er bis 30 studierte. «Sie arbeitet also schon 15 Jahre länger als ich.» Er selber will arbeiten, solange es ihm noch Freude bereitet. Sie aber wünscht sich, dass ihr Mann endlich aufhört. «Irgendwann ist auch mal gut.» Fragt man den Anwalt, was ihn antreibt, sieben Tage pro Woche und bis zu zwölf Stunden täglich zu arbeiten, ruft seine Frau, ehe er antworten kann: «Aus Tradition», dann fügt sie lachend an: «Und er will mich ärgern!» Und sowieso: Wozu das Ganze? Wer würde die Grotte weiterführen? Das Paar hat keine Kinder. Und Carlens Geschwister und deren Kinder haben kein Interesse daran.
Philipp Carlen weiss, dass das Ende der Gletschergrotte kommen muss. Denn das Generationenwerk seiner Familie schmilzt weg. 2090 wird das Gletschervolumen weniger als 0,2 Kubikkilometer betragen. So steht es auf einem Schild beim Gletscherlehrpfad zur Grotte. Die Besucher des Pfades, mit SUV und Camper angereist, sind geschockt beim Anblick des Gletschers. Nicht so Philipp Carlen. «Es macht mich schon wehmütig», sagt er und wird gleich wieder pragmatisch: «Aber so ist die Natur.»
Es ist nicht so, dass Carlen tatenlos dem Niedergang zuschaut. Er legt Vliese auf den Gletscher, um die Grotte noch länger betreiben zu können. Er hat den Gletscherlehrpfad mit Glaziologen aufgebaut, um den immer längeren Weg zum Eis zu nutzen. Er will Rutschbahnen für Kinder über die Steine bauen, die der Gletscher steil geschliffen hat. Er hat einen Alpen- und Kneippgarten angelegt, in dem alpine Pflanzenarten besichtigt werden können. Und beim Blick auf den Gletschersee, der in den vergangenen Jahren entstanden ist, sagt er: «Ich habe schon daran gedacht, hier Boote zu vermieten.»
Wer auf dem Pass übernachten will, schläft auf dem Parkplatz
Die Hotels entlang der Furkastrasse sind heute alle geschlossen. Das erste, das Grand Hotel Glacier du Rhône, wurde zuletzt nur noch als Selbstbedienungsrestaurant geführt; es gehört immer noch dem Kanton. Der letzte Pächter berichtet, die Zimmer seien in einem katastrophalen Zustand gewesen. Es sei schlichtweg nicht mehr realistisch gewesen, einen Hotelbetrieb zu führen.
Das Vlies soll den Rückgang des Gletschers verlangsamen. Doch die Tücher kommen nicht bei allen gut an.
Die Kasse steht noch immer an jenem Ort, wo einst der Eingang zur Gletschergrotte war. Heute führt ein 700 Meter langer Weg dorthin.
Allerdings haben die Walliser Regierung und insbesondere die Denkmalpflege den historischen Wert des Baus aus der Belle Époque erkannt. Vierzig Jahre nach den Stausee-Plänen liegt nun ein neues Projekt auf dem Tisch: Das «Glacier du Rhône» soll nun grundlegend saniert werden, für einen höheren siebenstelligen Betrag. Frühestens 2025 könnte es wiedereröffnet werden. Das Geld ist noch nicht gesprochen. Doch schon jetzt ist klar: Rechnen wird sich das Projekt nicht.
Es ist nicht so, dass allen Hotels aus der Belle Époque eine Zukunft versagt worden wäre. Das «Badrutt’s Palace» in St. Moritz, der «Schweizerhof» in Flims-Waldhaus, das «Kurhaus» in Bergün sind nur drei Beispiele für Hotels, die sich vom alten Kasten zum beliebten historischen Hotel gewandelt haben. Roland Flückiger-Seiler nennt noch eine Reihe weiterer Betriebe, die beweisen, dass «es möglich ist, ein Hotel ansprechend zu sanieren, ohne Millionen hineinbuttern zu müssen», wie der Architekturhistoriker sagt. Doch er räumt auch ein: «Will ein Grand-Hotel ein Grand-Hotel bleiben, geht es heute fast nicht mehr ohne Stiftung, Mäzen oder Fonds.» Hinter dem Grandhotel Giessbach in Brienz etwa steht die Franz-Weber-Stiftung, das «Dolder» in Zürich wird vom Mäzen Urs Schwarzenbach getragen, in das Bürgenstock Resort hat eine katarische Fondsgesellschaft 500 Millionen Franken investiert.
Auf der Passhöhe der Furka ist heute nur noch ein Hotel in Betrieb, wenn auch nicht als Hotel. Ein Galerist kaufte 1986 den geschlossenen «Furkablick» und verwandelte ihn in einen Ort der Kunst: das avantgardistische Projekt FurkArt. Später wurde es an die Alfred-Richterich-Stiftung verkauft, die den «Furkablick» als Kunst- und Restaurationsbetrieb führt. Doch obschon alle Hotels auf der Furka gestorben sind, übernachten viele Menschen auf dem Pass. Sie campieren auf dem Parkplatz, wo einst das geschichtsträchtige Hotel Furka stand, in Autobussen, Zelten, Wohnwagen. Vielleicht kommt es noch einmal anders. Philipp Carlen hat sich nämlich entschieden, sein Hotel, in das er so viel Arbeit gesteckt hat, loszulassen: Er will es verkaufen.
Das erzählt er an einem Tisch im Rosensaal, während Rosmarie Carlen danebensitzt und laut über die Zukunft nachdenkt. Über ihre eigene: Sie will reisen, ihre Pension geniessen, nicht mehr jedes Wochenende auf der Furka verbringen. Und über die Zukunft des Hotels: «Das Leben soll noch einmal zurückkehren in dieses alte Haus.»
Vielleicht muss das Schlusswort Wes Anderson gehören, dem Regisseur, der mit seinem Film «Grand Budapest Hotel» dem Zauber der Belle-Époque-Hotels ein Denkmal gesetzt hat; er war vom Anblick des «Belvédère» so fasziniert, dass er das ikonische Bild davon für das Cover eines Bildbands, der ihm gewidmet ist, ausgewählt hat. Fast am Schluss des Films, als das «Grand Budapest Hotel» bereits leer steht, denkt ein alt gewordener Lobby-Boy über den früheren Hoteldirektor nach, und der Text könnte ebenso gut für Philipp Carlen geschrieben worden sein: «Ich glaube, seine Welt war schon verschwunden, ehe er sie jemals betreten hatte», sagt er. «Aber er hat ihre Illusion mit Anmut aufrechterhalten.»
Quelle: NZZ - Esthy Rüdiger (Text) - Annick Ramp (Bilder) - Titelbild Markus Regensburger
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