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Das Ende ist da - wir schliessen unseren Laden

Autorenbild: Marc von Weissenfluh Marc von Weissenfluh
Am Ende angekommen
Am Ende angekommen

Leider sind wir am Ende der Reise angekommen

Mir geht es in diesem Beitrag nicht darum zu jammern. Vielmehr geht es mir darum, unserer treue Kundschaft die Gegebenheiten und unsere Überlegungen darzulegen.

Unzählige schöne, spannende und großartige Momente durften wir mit unseren Kunden erleben. Viele neue spannende Bekanntschaften machen, faszinierende Charakteren kennenlernen und neue Freunde gewinnen. Es war eine großartige Zeit, aber nun müssen wir diesen Lebensabschnitt hinter uns lassen und uns neu orientieren.


Herausforderungen

Die jahrelang haben wir unzählige Stunden investiert, zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten, In den warmen Jahreszeiten Wochenende nach Wochenende für unsere Kundschaft geopfert und auch oft auf Ferien verzichtet. Lange Zeit hat sich der Einsatz gelohnt. Aus der Garage daheim wuchs MMD-Adventures zu einem der stärksten Klim Händler der Schweiz, mit einem kleinen Laden an einer gut frequentierter Motorradstrecke.

Dann kam Corona, was für alle grosse Sorgen mit sich brachte, und wir bereiteten uns mental schon auf das Schlimmste vor. Doch wie sich herausstellte, sollte Corona uns die Umsatz stärksten Jahre überhaupt bescheren. Wir waren voller Hoffnung und mit viel Zuversicht blickten wir in die Zukunft. Entsprechend des Ausblicks platzierten wir im Herbst 2021 eine entsprechende Vorbestellung bei unserem Haupt-Lieferanten. Wir wussten nicht, dass diese Vorbestellung der Anfang vom Ende bedeutete.


Lieferprobleme und erste Rückschläge

Der Frühling 2022 kam wie das Amen in der Kirche. Wir terminierten die Lieferung unserer Vorbestellung bei unserem Hauptlieferanten wie immer auf Mitte Februar. Doch die Ware kam nicht. Und kam nicht. Und kam nicht.

Eine kleine Weile weit konnten wir uns noch mit unserem Lagerbestand helfen. Doch irgendwann war auch dieser erschöpft. Auch das Lager von unserem Hauptlieferanten gab sehr bald nichts mehr her und wie immer wollten die Leute das was wir nicht mehr hatten.

Doch dann, pünktlich zum Ende der Motorradsaison 2022 haben wir dann unsere Vorbestellung Mitte Oktober bekommen, was wiederum bedeutete, dass wir mit einem Lagerbestand in den Winter gingen, den wir sonst zu Beginn der Saison hatten. Diesen durch den Winter abzubauen - und um das zu verstehen muss man kein Genie sein - ist mit einem Saison- und wetterabhängigen Betrieb unmöglich. Oft haben wir dann auf Mitteilung an unsere Kunden "Deine Sachen sind endlich da", ein "ich brauche die nicht mehr, habe etwas anderes" zur Antwort bekommen. Aufträge im Wert eines 5-stelligen Betrages, wegen zu später Lieferung des Herstellers, verloren.

Doch das interessierte unseren Hauptlieferanten überhaupt nicht. Wir hatten die 6-stellige Rechnung bis am 31.12.2022 zu bezahlen. Natürlich, es ging nicht nur uns so. Es ging allen Händlern des besagten Herstellers genau gleich. Wir waren uns auch den Corona bedingten Produktions- und Lieferverzögerungen bewusst - trotzdem schluckst Du erst mal leer!


Die Folgen und wie ein Teufelskreis entsteht

Entsprechend klein viel unsere Vorbestellung und zum Teil auch die Vorbestellungen der anderen Händler für das Frühjahr 2023 aus. Dies hatte zur Folge, dass der Hersteller das Produktionsvolumen entsprechend nach unten anpasste.

Doch die Corona-Massnahmen fanden gefühlt fast überraschend ein Ende.

Nach der Zeit ohne Messen war es im Frühjahr 2023 dann endlich wieder so weit. Die Swissmoto in Zürich "wurde nach Bern verlegt" und sollte als Moto-Festival weitergeführt werden - Und wir waren mit einem Stand mittendrin!

Unser Stand platzte die Tage aus allen Nähten. Die Nachfrage war enorm - entsprechend unsere Motivation.

In den Wochen nach dem Motofestival war die Auftragslage gut. Dank unserem Lager konnten wir die Kundschaft bedienen. Beliebte Artikel schnell ausverkauft. Auf Grund des reduzierten Stückzahlen in der Produktion war auch bald beim Hersteller nichts mehr nachzubestellen. Trotzdem startete die Saison 2023 sehr gut und wir waren zuversichtlich. Doch rund zwei Monate nach dem Motofestival, als wäre irgendwo ein Schalter umgekippt worden, nichts mehr. Wie aus heiterem Himmel. Warenverkäufe des besagten Herstellers gleich null.

Mehr durch Zufall stolperten wir dann über den Grund; einige EU-Discounter fingen an, Waren des besagten Herstellers sozusagen zu unserem Ankaufspreis zu verhökern. Nun wurde uns auch bewusst, warum wir in den Tagen vorher oft "ich muss mir das noch überlegen" zu Ohren bekommen haben. Es war ganz klar. Bei uns anprobieren, bei den EU-Discountern bestellen.


Mittlerweile war übrigens Mai 2023 und unsere kleine, jedoch immer noch mit 5-stelligen Betrag gestellte Vorbestellung für die Saison 2023 war noch immer nicht da. Zusammen mit dem Angebot der EU-Discounter im Netz und gestützt auf der der Hersteller Aussage von "wir haben noch keinen Liefertermin, wann ihr eure Vorbestellung bekommt", sahen wir uns gezwungen, die Vorbestellung zu stornieren, da wir nicht noch einmal in dieselbe Misere wie im Jahr 2022 reinrutschen wollten. Trotzdem hielten wir die Stellung und liessen die Preise der Ware auf dem vom Hersteller empfohlenen Einkaufspreis.


In den folgenden Monaten konnten wir uns mehr schlecht als recht mit Verkauf von Motorrad Gepäck über Wasser halten. Im Herbst 2023 waren wir dann gezwungen, die Preise des besagten Herstellers zum Teil bis zu 25% zu reduzieren, dass wir überhaupt noch jemand dazu bewegen konnten, bei uns Motorrad Bekleidung dieses Herstellers zu kaufen. An eine Vorbestellung für 2024 war überhaupt nicht zu denken. Etlichen Händlern desselben Herstellers erging gleich. Was wiederum zur Folge hatte, dass der Hersteller die Produktionszahlen um ein weiteres reduzierte.

"Zurück auf Feld 1" hiess die Devise. Lagerbestand runterfahren, bei Auftrag entsprechendes Material bestellen. Fokus auf den zweiten Hersteller in unserem Sortiment legen. Schlussendlich muss der Kunde auch warten, wenn er bei den EU-Discountern bestellt, war unser Gedanke.


Noch immer hatten wir die Hoffnung, dass den EU-Discountern von Seiten des Herstellers ein Riegel geschoben würde. Doch die schlechten Nachrichten rissen nicht ab: Nach International geltendem Recht, EU-Recht, sowie auch dem Schweizer-Recht, um nur einige zu nennen, sind dem Hersteller die Hände gebunden.


Aus Insider-Quellen haben wir in Erfahrung gebracht, dass sie nur knapp einer Klage wegen Preisabsprache entgangen sind - Kläger; ein im Interweb omnipräsenter EU-Discounter.

Ebenfalls erfuhren wir von dem Insider, dass sie nicht einmal genug produziert haben, um die wenigen Vorbestellungen abdecken zu können. Eine taktische Entscheidung des Herstellers, um gegen das Preisdumping der EU-Discounter vorzugehen.


Wer jetzt denkt, dass man als Hersteller so ein Händler einfach von der Liste kickt und nicht mehr beliefert, der liegt voll daneben. Denn nach EU-Recht besteht eine langjährige Geschäftsbeziehung zwischen dem Hersteller und den EU-Discountern, welche immer Bestellungen aufgegeben haben, beliefert wurden und vor allem bezahlt haben. Zu welchen Preis diese die Ware verkaufen ist deren Sache - Stichwort "freie" Marktwirtschaft. Sprich, die EU-Discounter haben sich nichts zu Schulden kommen lassen. Ergo hat der Hersteller keine Handhabe die besagten Discounter aus dem Vertrag zu entlassen.


Nun standen wir also da, im Herbst 2024. Vorbestellung platzierten wir keine. Denn ein Ende des Preis-Dumpings der Internet-Discounter ist nicht in Sicht. Gefühlt würden wir nur die hintere rechte Tasche des Herstellers füllen und auf der vorbestellten Ware sitzen bleiben, da die Discounter das Zeug ja fast billiger verkaufen als wir es bekommen. Das macht für uns betriebswirtschaftlich keinen Sinn mehr.


Lieferengpässe des besagten Herstellers für 2025 sind schon garantiert! Auf Grund der reduzierten Produktion von Stückzahlen, wegen fehlenden Vorbestellungen und aus taktischen Überlegungen von Seiten des Herstellers. So müssen wir davon ausgehen, dass wir 2025 sozusagen nicht beim Herstellers bestellen können und schon gar nicht die beliebten Artikel - Sollte sich wieder erwarten doch noch irgendein Kunde für die Marke zu uns verirren.

"Im Internet bekomm ich es ja günstiger", wird oft gedacht. Vergessen wird dabei, dass die Discounter anhand der Handy oder PC-Adresse den Standort feststellen können. Sie sehen das der Interessent z.B. in der Schweiz sitzt und zeigen ihm so nur den Nettopreis. Ohne Mehrwertsteuer, ohne Versandkosten und ohne Zollbearbeitungsgebühr. Darum will der Postbote, DHL, DPD, oder wie sie alle heissen, bei der Lieferung dann meistens noch ein paar hundert Franken haben will.


Ich muss mir mittlerweile eingestehen, dass selbst wenn man ganz legal bei den Discountern bestellt und absolut regulär und konform in die Schweiz einführen lässt, wir nun in einer Situation sind, mit der sich die Preisdifferenz,...


...mit keinem noch so hervorragendem Service,

mit keiner noch so flexiblen Beratungszeit, sei es spät abends, an Sonn- und Feiertagen,

und mit keinem gratis Kaffee...


...nicht mehr rechtfertigen lässt.


Mit den für uns alle in der letzten Zeit gestiegenen Lebenskosten habe ich mittlerweile sogar für alle Verständnis, die eine Bestellung bei den Internet-Discountern platzieren.


Was viele nicht wissen, der umschriebene Bekleidungshersteller wurde von einer Weile von einer anderen Firma aufgekauft. Die enthusiastischen Motorrad Fanatiker in drahtziehenden Positionen wurden mit umsatz- optimierungs- und zahlengeilen Managern ausgetauscht. Resultat; seit der Übernahme stellen wir einen deutlichen Rückgang der Qualität fest. Praktisch jeder Kunde in den letzten paar Jahren haben wir mindestens zwei Mal gesehen.


Nicht aber um noch andere Sachen aus Überzeugung zu kaufen .Nein. Sondern weil zahllose Probleme mit den Produkten Einzug hielten. Zähne an den Reissverschlüssen ausgebrochen, aufgegangene Nähte, Sicherheits relevante Features wie Reflektoren, die abblätterten oder die Sachen einfach nicht wasserdicht waren.


Dazu kommt, dass der Hersteller die Garantiebestimmungen anpasste. Sprich bei Garantiefällen können wir eigentlich nichts mehr machen. Undichte Sachen z.B. muss der Kunde nun selbst über Gore-Tex beanstanden. Stell Dir vor, du kaufst Dir eine nigelnagelneue BWM 1300 GS beim BMW-Händler und nach ein paar Monaten hast Du Probleme mit dem Bremsen. Du fährst zu Deinem BMW-Händler und der sagt Dir dann "sorry, ich kann Dir nicht helfen. Du musst zu Brembo nach Italien." Ich muss man erst mal wirken lassen.


Vor der Übernahme gab es das auch, klar. Aber nie in dem Ausmass! Rückblickend war ich im Jahr 2024 mehrheitlich damit beschäftigt, Garantiefälle aufzugleisen, oder Kunden noch so gut es ging dabei zu helfen.


Das Ende eines Lebensabschnittes, persönliche Herausforderungen und die Entscheidung

Mit dem stetigen Rückgang der Verkäufe, dem Preisdumping, den zunehmenden Garantiefällen, der mangelnden Verfügbarkeiten und den voraussichtlichen inexistenten Verfügbarkeiten für 2025 und den gestiegenen Fixkosten, standen wir Anfang des Winters 2024 in einer Situation, aus die wir unter diesen Voraussetzungen nicht mehr herauskommen können.


Wenn nur noch knapp 50 Franken an einem kompletten Anzug, den wir, um konkurrenzfähig zu bleiben, zum EU-Discounterpreis verkaufen müssen und dem wenigen, was man mit dem Verkauf von Gepäck zu verdienen ist, reicht es nicht mal mehr die Miete des Ladens zu decken. So sind wir seit Herbs 2022 Umständen ausgesetzt, die uns langsam, aber sicher an die Wand gefahren haben.


Erschwerend dazu kam eine schwere Krankheit von mir, welche mir 9 Monate Spitalaufenthalt, mit 10 Operationen und unterm Strich ein volles Jahr Arbeits-Ausfall bescherte.


Zusätzlich war ich im letzten Jahr von einem 4-jährigen Studium, dessen Abschlussprüfung Mitte 2024 anstand. Durch die Krankheit und die Spitalaufenthalte war meine Prüfungsvorbereitung alles andere als optimal. So war es auch keine Überraschung, als ich erfahren habe, dass ich die Prüfung wiederholen muss.


Im Dezember 2024 hatten wir noch immer offene, nicht ausführbare Aufträge in der Höhe von mehreren zehntausend Franken. Aufträge, welche wir benötigt hätten, um über den Winter zu kommen. Aufträge die wir eigentlich stornieren können. Denn wer wartet schon ein Jahr oder länger auf z.B. eine Motorradhose?


Was das alles für 2025 bedeutet, liegt nun auf der Hand. Seit dem Herbst 2022 haben wir unterm Strich einen Umsatzrückgang von 63% (!!!) zu verbuchen.


Die Aussichten für die kommende Saison betreffend Verfügbarkeiten verheissen nichts Gutes.


Ein weiteres Jahr mit Aufträgen im Wert von mehreren 10000 Franken, welche wir nicht ausführen können, wäre wohl erneut die Folge. Aufträge, welche wir zum Überleben brauchen.


Sollten wir etwas zum Verkaufen haben, dann können wir es wohl nur zum Discounter Preis tun, da sonst eh niemand mehr bei uns einkauft, sondern von vorne weg gleich im Internet nach den Discountern sucht.


Dazu kommt, dass ich Mitte 2025 erneut zur Abschlussprüfung darf. Ein weiteres Mal nicht bestehen ist keine Option! Also weiss ich schon jetzt, dass mein Fokus in den nächsten Monaten auf der Prüfung und nicht auf MMD sein muss. Was sich mit Sicherheit nicht positiv auf ein Ladengeschäft auswirken würde.


Alle Umstände zusammengefasst, war für mich die Entscheidung klar: Ich kann auf Dauer das Ladenlokal nicht von meinem Einkommen quersubventionieren. Die Lokalmiete ist zu teuer, für nur zum Plausch.


Das Lokal gehört noch bis Ende Juni 2025 zwar uns. Da dies aber Mitten in die Ziet der Abschlussprüfungen fällt, ist mir auch klar, dass ich im Prüfungsmonat nicht noch ein Lokal räumen und alles was daran hängt, bewältigen kann. Darum habe ich mich entscheiden, dass dies bis Ende März durch sein muss.


Wie weiter?

Es liegt wohl auf der Hand, das was wir in den letzten Monaten erlebt haben, sich die Motivation für gewisse Hersteller aktuell in Grenzen hält.


Der Onlineshop wird sicherlich noch etwas bestehen. Aber auch der wird spätestens gegen Ende 2025 sein Ende finden.


Was ich aber versprechen kann; für meine treuen Kunden bin ich jederzeit da. Auch nachher werde ich weiterhin mein möglichstes bei Problemen mit bei uns gekaufter Ware für Euch tun und Euch mit Rat zur Seite stehen. Offene Aufträge werden wir auf Kundenwunsch hin weiter verfolgen und ausführen.


Ein Dank an unsere Kunden und Helfer

Ich möchte mich bei all unseren treuen Kunden bedanken. Danke für Eure Unterstützung, die spannenden Gespräche und die schönen Momente über die Jahre.


Ein riesengrosses Dankeschön gilt all denen, die mich über die Jahre unterstütz haben, arbeiten für mich erledigt, Kunden bedient, Botangänge und vieles mehr für mich gemacht haben. Danke! Danke für Eure Zeit!


So long, ride safe

Euer Marc

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